Bildungsreise der Ortsgruppe „28 Jahre Deutsche Einheit – Auf den Spuren deutscher Geschichte in der Küstenregion Mecklenburg-Vorpommern – Eine aktuelle Bestandsaufnahme“ vom 22.-26.10.2018 Rostock, Stralsund, Rügen und Usedom
Alle Teilnehmer waren pünktlich am Montag Morgen vor Ort, deshalb ging es um 6 Uhr in Bad Wildungen los. Die erste Rast war nach knapp 4 Stunden. Dort wurde ein von der Ortsgruppe gestelltes Frühstück eingenommen.
Gestärkt ging es weiter nach Rostock. Um 13:04 Uhr erreichten wir unser erstes Etappenziel.
Herr Michael Simmert erwartete uns bereits und wir wurden zusammen mit einer Gruppe von Soldaten dem Besucherdienst übergeben.
Die Führung durch Rostock, mit Schwerpunkt der Gründung und Entwicklung als Hansestadt war kurzweilig. Die Stadtentwicklung und Bedeutung im Mittelalter als eine der zentralen Schaltstellen der Macht, wurde mit Hinweis auf einzelne Beispiele der baulichen Entwicklung veranschaulicht. Die Auswirkungen des Krieges und der mittlerweile zum Teil ausgemerzten Bausünden wurde anhand einzelner Beispiele erläutert.
Von Rostock ging es zügig weiter nach Stralsund. Hier bezogen alle ihre Zimmer im Intercity Hotel. Dort erhielten wir ein Abendessen. Die Teilnehmer waren der einhelligen Ansicht, schon besser gegessen zu haben.
Angenehm überrascht von Frühstücksbuffet ging es am Dienstag zur Thematische Führung: Stralsund – Von der Hanse bis zum Zeitalter der Globalisierung.
Strategisch optimal auf Inseln gelegen, entwickelte sich Stralsund sehr schnell zur drittgrößten Hansestadt. Die Lage hatte nur den Nachteil, dass es mit der Trinkwasserversorgung nicht dauerhaft geklappt hat. Deshalb war im Mittelalter von den drei Füßen der Stralsunder die Rede. Der dritte Fuß war der Typhus. Nur wer den überlebte, konnte sich Stralsunder nennen. Auch wir bekamen eine Eindruck, was hier Wetter bedeuten kann. Wenn der Regen Waagerecht kommt, hilft auch kein Schirm. Unser Rundgang bei Windstärke 7 – 8 endete im berühmtesten Fischgeschäft in Stralsund. Der Stralsunder Kaufmann und Braumeister Johann Wiechmann, ein Bewunderer Bismarcks erhielt auf Anfrage im Jahr 1871 das Markenrecht. Die gesamte Geschichte kann unter https://www.bismarckhering.com/ueber-die-erfindung-des-bismarck-herings/ nachgelesen werden.
Patschnass ging es zur Mittagspause. Durch Fön und Heizung getrocknet, machten wir uns guten Mutes in Richtung Prora auf den Weg.
Das längste Wohngebäude der Welt empfing uns mit Sonne und ein paar eiligen Wolken. Das war kein Wunder, die Windstärke wurde mit bis zu 8 angegeben.
Nach einem Bildgestützten Vortrag über die Entstehungsgeschichte der Wohnanlage und deren Nutzung starteten wir zu einem Rundgang, um das Ganze einmal in Augenschein zu nehmen. Die Paar vereinzelten Tropfen Regen sollten ja kein Hindernis sein. Prora muss man wirklich mal in Natura gesehen haben. Die Hafenanlage empfing uns mit einer guten Aussicht. Als Draufgabe kam ein Regenschauer, der uns zum Zweiten Mal an diesem Tag ordentlich durchgewaschen hat. Tropfnass und zum Auswringen geeignet, retteten wir uns in eine der wenigen Unterführungen der Anlage.
Die Planung als Urlaubsdomizil für 20.000 gleichzeitig beherbergte Urlauber und die angedachten logistischen Lösungen sind Einmalig. Man kann es ohne Übertreibung als Meisterleistung bezeichnen, wenn man bedenkt dass je 2000 An- und Abreisen täglich bewerkstelligt werden sollten. Der Krieg hat dem Ganzen leider einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Zurück im Hotel kamen Fön und Heizungen reichlich zum Einsatz. Wir wollten ja noch zum Abendessen.
Das von der ASG gebuchte Brauhaus Störtebecker ist nach unserer Ansicht eine wirklich empfehlenswerte Adresse, wenn man gut und reichlich Abendessen einnehmen will. Für Bierkenner wird eine große Auswahl an Hopfengetränken angeboten.
Am Mittwoch ging es nach Lubmin. Dort befindet sich das einzige, in der ehemaligen DDR betriebene Kernkraftwerk. Der Rückbau ist in vollem Gange und wird nach Ansicht der Betreibergesellschaft noch über mindestens 30 Jahre hinziehen. Wo der „Stark Strahlende Restmüll“ endgelagert wird, ist bisher immer noch nicht abschließend geklärt. Solange wird alles auf dem Gelände in extra dafür errichteten Hallen gelagert.
Beim Rundgang durch den einzigen nie in Betrieb genommenen Block des Kraftwerks wurden Sicherheitseinrichtungen, Bauausführung, und Risikozonen des Kraftwerks am Objekt erläutert. Die ehemals betriebenen Blöcke hatten zum Teil wesentlich geringer ausgeführte Sicherheitseinrichtungen. Hauptnutzung des AKW war die Versorgung der nahe gelegenen Stadt Greifswald mit Fernwärme, da der Wirkungsgrad des Kraftwerks bei unter 30% in der Erzeugung von elektrischer Energie lag. Das ist weit unter dem Wirkungsgrad von herkömmlichen Kraftwerken.
Mit dem Bus ging es dann nach Peenemünde. Hier liegt die Kinderstube der Raketentechnik und wenn man so will, der Raumfahrt. Für diese Ausstellung sollte man sich nicht nur einen Nachmittag Zeit nehmen. Die Flut an Informationen ist, wenn man diese in den Zeitlichen Kontext betrachten will, ist einfach nicht in so kurzer Zeit zu bewältigen. Der Leiter des Informationszentrums hat uns trotzdem kurzweilig die bedeutendsten Aspekte und Zeitlichen Zusammenhänge näher gebracht. Diese Führung war so interessant, das die Mitarbeiter des Zentrums ihren „Chef“ auf den Feierabend hinweisen mussten.
Von dort ging es direkt zu den Wulflam – Stuben in Stralsund. Im ehemaligen Haus des gleichnamigen Bürgermeisters konnten wir a la Card bestellen. Die Qualität des Restaurants konnte den Standard des Vorabends jedoch nicht erreichen.
Der Donnerstag stand ganz im Zeichen von Urlaub. Zuerst ging es nach Putbus um die Insel Vilm, dem ehemaligen Urlaubsdomizil des Ministerrates der DDR einen informativen Besuch abzustatten. Heute sind große Teile der Insel gesperrt. Die gesamte Uferzone ist 100 m weit Menschen freie Zone und gehört seit 1990 zum Biosphärenreservat Südost-Rügen. Die Insel dient außerdem als Bildungsstätte des Bundesamtes für Naturschutz für Seminare und Forschungen von Naturschutzgruppen. Tagesbesucher sind zahlenmäßig reglementiert. Lediglich 300 Besuchergruppen mit maximal 30 Personen können jedes Jahr die Insel besuchen. So ist gewährleistet, dass die Natur nicht beeinträchtigt wird. Unser Guide, der gleichzeitig auch unser Käpten der Julchen war, führte uns in einem Informativen Rundgang durch die von Menschenhand seit fast 30 Jahren unberührte Natur.
Unser letztes Ziel war die Stadt Binz. Hier liegt eine der ältesten Urlaubsgebiete der Ostsee. Angefangen hat der Badebetrieb um 1870. In dem Jahr kamen ca. 80 Gäste in den idyllischen Bauernort auf Rügen. Danach entwickelte sich Binz bald zum angesagten Urlaubsziel. 1880 errichtete Wilhelm Klünder das Strandhotel als erstes Hotel in Strandnähe. Die Binzer Bewohner wartete erst einmal ab. Man berichtet davon, dass Wetten abgeschlossen worden seien, wie lange es dauern wird, bis Herr Klünder pleite gehen würde. Da das nicht eintrat, wurden ab ca. 1883 weitere Häuser im so genannten Bäderarchitektur Stiel errichtet. Das waren im Weitesten Logierhäuser im Villenstil. Binz erhielt 1885 offiziell den Titel Seebad. 1902 kam die Seebrücke hinzu. Kanalisation und E-Werk vervollständigten den Luxus dann ab 1903. Unser Guide Boy fügte zu vielen Daten auch die passenden historischen Anekdoten zur Belustigung hinzu.
Voller Eindrücke fuhren wir zurück nach Stralsund und kehrten zum letzten Abendessen im Restaurant Bellini ein. Hier war eine lange Tafel vorbereitet worden und in geselliger Runde beschlossen wir den Abend. Bei der Qualität belegt das Bellini mit einem Punkt Vorsprung vor dem Mittagessen auf der Rückfahrt den Platz 3.
In Erwartung vieler Staus ging es am Freitag Morgen um 08:15 Uhr los. Wir hatten mehr als Glück, so dass wir bereits um 17:00 Uhr wohlbehalten in Bad Wildungen eintrafen.