Gedenkstätte Reichsparteitagsgelände Nürnberg
Nachdem wir bei strahlendem Sonnenschein in Bad Wildungen gestartet waren, erreichten
wir Nürnberg gegen 11:30 Uhr. Selbst das Wetter hatte eine düstere Vorahnung, was nun
auf uns wartete. Die Gedenkstätte des Reichsparteitagsgeländes in Nürnberg zeigte sich
von ihrer abweisenden Seite. Hier wurde versucht für das Volk im dritten Reich, eine Stätte
ähnlich des Kolosseums in Rom, zum Beweis der Stärke und des Erfolges zu
präsentieren. Die Ausstellung zeigt dem Besucher mit interaktiv gestützten Medien, auf
welche Art die „Volksverdummung“ vorangetrieben wurde. Eine zielgerichtete Förderung
des Zusammengehörigkeitsgefühls unter gleichzeitiger Ausgrenzung „unerwünschter
Gruppen“ wurde vermittelt. Der Besucher kann bei genauem Zuhören viele Parallelen zur
Gegenwart feststellen. Auch heute wird noch vielfältig auf der Klaviatur der NS –
Vergangenheit gespielt.
Die Führung durch die Gedenkstätte durch die Referenten war leider nicht optimal. Es
erforderte schon ein exzellentes Gehör um den Ausführungen zu folgen. Auch das etwas
planlose Vorgehen während der Führung stieß besonders bei den widrigen
Wetterverhältnissen nicht auf Zustimmung.
Das genaue Gegenteil erwartete uns dann am Dienstag im Bayerischen Armeemuseum
Ingolstadt. Hier ist die Planung und Durchführung besonders zu loben. Der Referent Dr.
Dieter Storz fand genau das Maß um die einzelnen Sachverhalte zu vermitteln. Viele
Teilnehmer bedauerten den straffen Zeitrahmen. Die Ausstellung ist sehenswert und man
sollte sich mindestens 3 Stunden Zeit nehmen, um die verschiedenen Aspekte genauer zu
erleben.
Zurück in München, erwartete uns eine geführte thematische Besichtigung auf den Spuren
der „Hauptstadt der NS Bewegung“ im Rahmen einer Stadtrundfahrt, die mit einer Fülle
von Informationen und Hintergrundwissen gespickt war. Zeitliche Abläufe und Folgen
wurden anschaulich vermittelt.
Früh am nächsten Morgen ging es dann weiter mit der Reise zur Gedenkstätte auf dem
Obersalzberg. Hier ist versucht worden die Zeitreise mit Hilfe von Zeitzeugen zu gestalten.
Leider ist die Kapazität des Zentrums bereits weit überschritten, so dass die Teilnehmer
sich buchstäblich gegenseitig auf den Füßen standen. Das Zentrum soll deshalb erweitert
werden. Die Führung war interessant und zeigt wesentliche Aspekte des Führerkultes.
Hier vor Ort sollte der „private Hitler“ als gutmütiger, volksnaher, Übervater hochstilisiert
werden. Lediglich die ehemaligen Einwohner des Ortes erlebten hautnah die Brutalität und
Rücksichtslosigkeit des verhassten Regimes.
Linz, die industrielle Metropole Österreichs zeigte sich von ihrer unfreundlichen Seite:
Kilometerlange Staus und sehr regnerisch. Das alles machte unser Stadtführer Casimir
Paitinger mit seinem etwas morbiden Charme wett. Er führte uns auf den Spuren der Zeit
durch das „Alte Linz“. Er vergaß nicht zu erwähnen, dass 95% der Österreicher dem
Anschluss an das Deutsche Reich zugestimmt haben. Leider sei nach dem verlorenen
Krieg fast das gesamte Land an „rudimentärer retrograder Amnesie“ erkrankt. So habe
man z.B. völlig vergessen, dass einige NS – Größen ursprünglich aus Österreich
stammten. Dass änderte sich erst in den späten Jahren des letzten Jahrhunderts. Heute
ist Linz eine der wenigen Industriestandorte in Österreich „Hier wird das Geld verdient,
was in Wien ausgegeben wird“ ließ Casimir verlauten. Auch hier war der Zeitrahmen etwas
zu knapp, so das wir uns schon bald zur Weiterfahrt verabschieden mussten.
Wien eine Stadt an der Donau.
Wir hatten das Vergnügen während unserer Bildungsreise einen kleinen Teil von Wien zu
erkunden. Die Stadtrundfahrt war sehr informativ, leider auch etwas chaotisch. Unser
Busfahrer war mehrfach von der Referentin Barbara Thimmermann in Straßen, die für
Busse ungeeignet waren, gelotst worden. Ein besonderer Augenmerk wurde auf die
Wohnungsbautätigkeit der Stadt gelenkt. Wien ist wohl eine der wenigen Städte in Europa,
in der ein extrem hoher Prozentsatz der Mietwohnungen in öffentlicher Hand sind. Diese
Tradition begann bereits in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg und ist unter dem
Begriff „Das Rote Wien“ bekannt geworden. Der Besuch im jüdischen Museum hat einen
intensiven Eindruck hinterlassen. Die Entwicklung der ersten Ansiedlungen jüdischer
Gemeinden bis zur „Blüte jüdischer Kultur“, die im Jahr 1938 abrupt endete, wurde anhand
einzelner Exponatgruppen erläutert. Die Strecken, die wir dann zu Fuß erkundet haben
waren sehr steinig, denn Wiens Straßen sind zum größten Teil gepflastert, nicht mit
modernem, sondern mit authentischem Pflaster des 18. bis 19. Jahrhundert. Auch unter
dem Namen Katzenköpfe bekannt. Leider hat es fast die gesamte Zeit geregnet, so dass
wir ohne Regenkleidung aufgeschmissen gewesen währen.
Die allabendlichen Reflektionen waren bei den interessierten Teilnehmern ein
willkommener Anlass, viele Punkte des Tagen zu vertiefen. Hier stand Dr. Rudloff mit
seinem Fachwissen immer zur Verfügung.
Unser Dank geht auch an Markus Spratte, der uns wie gewohnt sicher und souverän von
einem Ort zum Anderen gefahren hat. Seine Ausgeglichenheit wurde lediglich durch Frau
Thimmermann auf eine harte Probe gestellt.
Zurückblickend ist lediglich anzumerken, dass der Termin in Linz vielleicht besser am
Ende der Bildungsreise angesiedelt worden wäre. Dann wäre alles perfekt gewesen.
Ulrich Kürpick
Ausgewertet wurden im Altersbereich 16 – 27 1 Teilnehmer; 28 – 40 1 Teilnehmer; 41 – 52 7 Teilnehmer; 53 – 65 11 Teilnehmer; 66 & mehr 5 Teilnehmer. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||